Vorkaufsrechte in Nürnberg – Wann haben Mieter oder die Stadt ein Mitspracherecht?
Der Vorkaufsrecht ist ein besonderes Recht im deutschen Immobilienrecht, das bestimmten Personen oder Institutionen ermöglicht, eine Immobilie zu kaufen, bevor diese an einen Dritten verkauft wird. In Nürnberg, wie auch in anderen deutschen Städten, ist das Vorkaufsrecht ein Thema, das sowohl Mieter als auch die Stadt betreffen kann, besonders im Kontext von sanierungsbedürftigen Gebäuden, bestimmten sozialen Gebieten oder bei geplanten städtebaulichen Veränderungen.
Das Vorkaufsrecht bietet den Betroffenen die Möglichkeit, die Immobilie zu erwerben, um entweder die Eigentümerschaft zu sichern oder gesellschaftliche Ziele wie den Erhalt von günstigem Wohnraum zu fördern. Doch nicht jeder Verkauf löst automatisch ein Vorkaufsrecht aus. Es gibt klare gesetzliche Regelungen, wann und unter welchen Umständen ein Vorkaufsrecht ausgeübt werden kann. In Nürnberg sind die Voraussetzungen durch lokale Erhaltungssatzungen und das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) vorgegeben, die die Rechte von Mietern und auch der Stadt regeln.
1. Das Vorkaufsrecht der Mieter
a) Wann haben Mieter ein Vorkaufsrecht?
Nach § 577 BGB haben Mieter grundsätzlich ein Vorkaufsrecht, wenn eine Immobilie, die sie bewohnen, verkauft wird. Das bedeutet, dass der Mieter das Recht hat, die Wohnung zu den gleichen Bedingungen zu kaufen, zu denen der Verkäufer sie an einen Dritten verkauft. Dieser Anspruch gilt jedoch nur dann, wenn der Verkauf nicht zwischen verwandten Personen (z. B. Eltern an Kinder) stattfindet und auch dann, wenn der Mieter zuvor keine Zustimmung zur Verkaufstransaktion gegeben hat.
Voraussetzungen: Der Mieter muss in der verkauften Wohnung wohnen. Das Vorkaufsrecht des Mieters besteht bei einem Verkauf der Wohnung als solcher, nicht aber beim Verkauf des ganzen Gebäudes (z. B. bei einem Verkauf des Mehrfamilienhauses als Ganzes).
Frist: Der Mieter muss innerhalb von zwei Monaten nach dem Erhalt des Angebots des Verkäufers (in der Regel durch eine Verkaufsabsichtserklärung) entscheiden, ob er das Vorkaufsrecht ausübt.
Vertragsbedingungen: Der Mieter muss das Kaufangebot zu den gleichen Bedingungen akzeptieren, wie sie mit einem anderen Käufer vereinbart wurden.
b) Ausnahmen vom Vorkaufsrecht des Mieters
Das Vorkaufsrecht der Mieter ist jedoch nicht in allen Fällen automatisch gültig. Es gibt einige wichtige Ausnahmen:
Wenn die Wohnung im Rahmen des Verkaufs renoviert oder saniert wird und der Mieter dies verhindern würde (z. B. durch eine zu niedrige Kaufpreiserwartung).
Das Vorkaufsrecht ist nicht anwendbar, wenn der Verkäufer nachweisen kann, dass der Mieter den Verkauf absichtlich behindert hat.
Bei erheblichen Verstößen des Mieters gegen den Mietvertrag, wie zum Beispiel wiederholtem Zahlungsverzug, kann der Mieter ebenfalls vom Vorkaufsrecht ausgeschlossen werden.
In vielen Fällen stellt sich für Mieter die Frage, ob sie finanzielle Mittel haben, um das Vorkaufsrecht auszuüben, da Immobilienpreise oft sehr hoch sind. Das Vorkaufsrecht kann in solchen Fällen also eine Möglichkeit für Mieter darstellen, um langfristigen Wohnraum zu sichern, der sonst durch einen Dritten übernommen würde.
2. Das Vorkaufsrecht der Stadt Nürnberg
a) Erhaltungssatzungen und Vorkaufsrecht der Stadt
In Nürnberg hat die Stadt unter bestimmten Umständen ebenfalls das Recht, ein Vorkaufsrecht auszuüben. Dieses Recht kann in speziellen Gebieten oder unter besonderen Voraussetzungen greifen, wenn der Verkauf der Immobilie städtebauliche Auswirkungen hat. Die Stadt kann in solchen Fällen entscheiden, ob sie die Immobilie kaufen möchte, um die Stadtentwicklung und den Erhalt von Wohnraum zu steuern.
Die Stadt nutzt ihr Vorkaufsrecht vor allem in folgenden Kontexten:
Sanierungsgebiete: Wenn ein Gebiet unter einer Erhaltungssatzung oder einer Sanierungssatzung steht, hat die Stadt das Recht, Immobilien zu kaufen, um deren Abriss oder Umbau im Rahmen von städtischen Sanierungsmaßnahmen zu steuern. Diese Sanierungsmaßnahmen sollen den Wert von Vierteln langfristig steigern und den sozialen Wohnungsbau sichern.
Gefährdung von Sozialwohnungen: Wenn der Verkauf der Immobilie dazu führen würde, dass Mietwohnungen in günstigen Lagen vom Markt genommen oder in teure Eigentumswohnungen umgewandelt werden, kann die Stadt ein Vorkaufsrecht ausüben, um den Verlust von sozialem Wohnraum zu verhindern.
b) Verfahren des Vorkaufsrechts der Stadt
Das Vorkaufsrecht der Stadt wird durch die Bauordnung und städtebauliche Regelungen bestimmt. Die wichtigsten Schritte beim Ausüben des Vorkaufsrechts der Stadt sind:
Information über Verkaufsabsicht: Der Verkäufer muss der Stadt über den geplanten Verkauf informieren, bevor der Kaufvertrag mit einem Dritten abgeschlossen wird.
Prüfung der Voraussetzungen: Die Stadt prüft, ob das Vorkaufsrecht unter städtebaulichen Gesichtspunkten sinnvoll ist und ob die betreffende Immobilie in ein Sanierungsgebiet oder eine Erhaltungssatzung fällt.
Ausübung des Vorkaufsrechts: Die Stadt muss innerhalb von zwei Monaten nach der Bekanntgabe des Verkaufs entscheiden, ob sie das Vorkaufsrecht ausübt. Falls sie sich für den Kauf entscheidet, muss sie den Kaufvertrag zu den gleichen Bedingungen abschließen, wie sie mit dem ursprünglichen Käufer vereinbart wurden.
c) Erhaltungssatzungen und deren Einfluss auf das Vorkaufsrecht
In Nürnberg gibt es mehrere Erhaltungssatzungsgebiete, insbesondere in den Stadtteilen wie Gostenhof, St. Johannis und Altstadt. In diesen Gebieten ist das Ziel der Stadt, den Charakter und die Struktur der Viertel zu erhalten und den Abbau von Sozialwohnungen zu verhindern. Falls also ein Haus in einem solchen Gebiet verkauft wird und der neue Käufer beabsichtigt, die Mieten drastisch zu erhöhen oder das Gebäude umzuwandeln, kann die Stadt ihr Vorkaufsrecht ausüben, um den sozialen Charakter des Viertels zu bewahren.
3. Mögliche Konflikte und rechtliche Hürden
Ob Mieter oder die Stadt ein Vorkaufsrecht ausüben können, hängt stark von den jeweiligen rechtlichen und vertraglichen Gegebenheiten ab. Besonders in städtischen Sanierungsgebieten kann es zu Konflikten zwischen Verkäufern und der Stadt kommen, wenn diese das Vorkaufsrecht ausübt. Ebenso kann der Mieter im Falle eines geplanten Verkaufs in einer Wohnanlage oder einem Mehrfamilienhaus vor der Herausforderung stehen, dass die Stadt ein Vorkaufsrecht hat und das Mietverhältnis dadurch beeinträchtigt wird.
Für Mieter kann es schwierig sein, das Vorkaufsrecht finanziell umzusetzen, da sie in der Regel nicht über die nötigen Mittel verfügen, um die Immobilie zu kaufen. In diesem Fall könnte die Stadt als Vorkaufsberechtigte agieren und den Erhalt der Wohnungen sicherstellen.
4. Fazit
Das Vorkaufsrecht ist ein wichtiges Instrument im deutschen Immobilienrecht, das sowohl Mietern als auch der Stadt Nürnberg zugutekommt, um den Erhalt von Wohnraum und die städtebauliche Entwicklung zu steuern. Mieter können ihr Vorkaufsrecht in Anspruch nehmen, wenn ihre Wohnung verkauft wird, und die Stadt hat die Möglichkeit, in bestimmten Gebieten wie Sanierungsgebieten zu intervenieren, um den sozialen Wohnungsbau zu sichern.
Für Immobilienverkäufer und -käufer in Nürnberg ist es wichtig, sich über diese Regelungen im Klaren zu sein, um den Verkaufsprozess ordnungsgemäß und konfliktfrei abzuwickeln. Zudem sollten sowohl Käufer als auch Verkäufer darauf achten, dass alle Fristen und rechtlichen Anforderungen im Zusammenhang mit einem Vorkaufsrecht eingehalten werden, um spätere rechtliche Auseinandersetzungen zu vermeiden.
Über den Autor - Sigma Estate
Meine fachliche Grundlage bildet ein Bachelor of Science in Immobilienwirtschaft von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt, ergänzt durch fundierte Praxiserfahrung im Wohn- und Gewerbeimmobilienbereich.
Das Studium legte das Fundament für mein analytisches und strategisches Denken: Märkte verstehen, Kapitalströme einordnen, Lebenszyklen von Immobilien bewerten.

Ich war in der Vermietung und im Verkauf bei zwei renommierten Wohnimmobilienmaklern tätig und habe zusätzlich Einblicke in den komplexeren Bereich der Gewerbeimmobilienvermittlung bei einem weltweit tätigen Gewerbeimmobilienmakler gesammelt. Dieses breite Fundament erlaubt es mir, Kapitalanlagen ganzheitlich zu beurteilen – sowohl in Bezug auf Rendite als auch auf Strategie, Nutzbarkeit und Marktumfeld.
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